Abstract No.:
7038

 Scheduled at:
Thursday, September 16, 2021, Konferenzraum D/E 11:00 AM
Stahlbau - Hochleistungsverfahren II


 Title:
Elektrogasschweißen in der schiffbaulichen Praxis der Neptun Werft Rostock

 Authors:
Knuth-Michael Henkel / Universität Rostock, Lehrstuhl Fügetechnik, Deutschland
Richard Banaschik* / Neptun Werft GmbH, Deutschland
Andreas Gericke/ Fraunhofer IGP, Deutschland
Andre Otto/ J.J. Sietas KG Schiffswerft GmbH u. Co., Deutschland

 Abstract:
Ende der 1950er Jahre wurde in der UdSSR und BRD das Elektrogasschweißen (EGW) entwickelt, um Blechdicken in der Steignahtposition (PF) größer 10 mm in einer Lage möglichst wirtschaftlich fügen zu können.
In den asiatischen Industrieländern, allen voran Japan und Südkorea, wird es bereits seit den 1970er Jahren u.a. im Schiffbau bei der Endmontage von Blöcken (Schiffsaußenhaut) genutzt. In Deutschland ist das EGW im Schiff- und Stahlbau seit Jahrzenten quasi nicht mehr in der Anwendung und es existieren keine auf diese Anwendung abgestimmten Schweißzusätze, Anlagentechnik, Ausbildungskurse bzw. Erfahrungen bei dem schweißtechnischen Personal, den Schweißaufsichten und Klassifikationsgesellschaften vor Ort.

In mehreren aufeinander aufbauenden Forschungsvorhaben konnte das Fraunhofer IGP (Rostock) grundlegende Gegebenheiten der Schweißanlagentechnik dahingehend modifizieren, dass ein Einsatz auch unter den Bedingungen der Neptun Werft (Rostock) einen stabilen Schweißprozess gewährleistet. Problemstellungen, welche in öffentlich geförderten Forschungsvorhaben nicht Gegenstand sein konnten, wurden durch Auftragsforschung direkt mit der Werft gelöst. Neben der Modifikation der Anlagenhardware konnten sowohl benötigte Schweißparameter, geeignete Schweißbadsicherungen (Keramiken), Verfahrensanweisungen für bestimmte Anwendungen (Blechdickensprünge, Ansatzstellen, Pendelbewegungen etc.) und ein Katalog für das Vermeiden von Schweißfehlern ermittelt bzw. erarbeitet werden. Des Weiteren konnte zusammen mit der ESAB Welding and Cutting GmbH (Langenfeld) ein speziell für die deutschen Werften entwickelter Schweißzusatz (ESAB VertoCore Ni1) bereit gestellt und entsprechend zugelassen (DNVGL) werden.

Die Neptun Werft konnte aufgrund der produktionstechnischen Gegebenheiten das EGW Verfahren unkompliziert in der Vormontage von Kreuzfahrtschiffblöcken integrieren. Hierzu wurde Personal ausgebildet und qualifiziert, Schweißverfahrensprüfungen erfolgreich (DNVGL, RINA) durchgeführt und die ersten Schweißungen ab Oktober 2020 intensiv durch die Schweißaufsicht betreut. Um ganz sicher zu gehen, wurden alle Schweißnähte einer erhöhten NDT-Prüfung unterzogen (100 % VT, RT, UT).

Sowohl die erreichte Qualität, welche bisher keiner Nacharbeit bedurfte (Fehlerrate 0%), als auch die massive Steigerung der Produktivität (200 – 300 %) beim Fügen der genannten Außenhautstöße (t = 15,5 mm) veranlassten die Neptun Werft, das Schweißverfahren auch auf die Endmontage zu übertragen. Der Zeitgewinn erleichtert in erheblichen Maße das Erreichen der zeitlich kritischen (dem Stahlbau anschließenden) Ausrüstungsarbeiten der komplexen Schiffsstruktur.



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